- Weltkrieg, Zweiter: Überfall auf Polen
- Weltkrieg, Zweiter: Überfall auf PolenDas Verhältnis zu Polen war in der Zeit der Weimarer Republik ständig gespannt gewesen, weil keine Reichsregierung und keine deutsche Partei die im Versailler Vertrag getroffene Ostgrenzenregelung mit dem die Provinz Ostpreußen vom Reich trennenden »polnischen Korridor« und dem Sonderstatus Danzigs als »Freie Stadt« anerkannte. Ausgerechnet Hitler überraschte die Weltöffentlichkeit und das deutsche Volk mit dem Deutsch-Polnischen Nichtangriffspakt vom 26. Januar 1934, der beide Partner für zehn Jahre zu einem friedlichen Interessenausgleich verpflichtete. Hitler benötigte den Vertrag, um die Friedensbereitschaft seines Regimes unter Beweis zu stellen und ungestört im Innern die nationalsozialistische Diktatur vollenden zu können. Wenige Wochen nach dem Münchner Abkommen schlug Hitler der polnischen Regierung eine grundlegende Neuregelung der beiderseitigen Grenzen vor. Hauptpunkte des Vorschlages waren eine exterritoriale Autobahn durch den polnischen Korridor nach Ostpreußen und die Rückkehr Danzigs zum Reich. Hitler dachte zu diesem Zeitpunkt noch an ein Arrangement mit Polen gegen die Sowjetunion, bei dem Polen Kriegsgewinne in der Ukraine in Aussicht gestellt wurden.Die Situation änderte sich aber, nachdem Hitler im März 1939 die Tschechoslowakei besetzt hatte und Polen im Besitz der Garantieversprechen der Westmächte war. Mit dem Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes hatte sich Hitler endgültig für ein Zusammengehen mit der Sowjetunion gegen Polen entschieden. So ließ er die noch in letzter Minute unternommenen Vermittlungsversuche Großbritanniens und Italiens scheitern und verschaffte sich mit dem von der SS inszenierten, angeblich von polnischen Freischärlern auf den Sender Gleiwitz ausgeführten Überfall vom 31. August 1939 ein unglaubwürdiges Alibi zur Eröffnung der Kriegshandlungen gegen Polen.Die am 3. September überreichten Kriegserklärungen Großbritanniens und Frankreichs lösten, da sie nicht erwartet worden waren, in der Reichskanzlei ratlose Betroffenheit aus, die Göring, der über einen schwedischen Verbindungsmann noch letzte Friedensinitiativen versucht hatte, zu der Bemerkung veranlasste: »Wenn wir diesen Krieg verlieren, dann möge uns der Himmel gnädig sein.« Den von Norden, Westen und Süden angreifenden, an Zahl und Bewaffnung weit überlegenen deutschen Armeen waren die polnischen Truppen trotz tapferen Widerstandes nicht gewachsen. In mehreren Kesselschlachten wurde der Großteil der polnischen Streitkräfte zur Kapitulation gezwungen. Am 17. September begann auch der Einmarsch der sowjetischen Armeen. Warschau gab erst am 27. September, dem dritten Tag des von Hitler befohlenen Bombardements, auf.Deutsche und Russen legten am 28. September die endgültige Grenzlinie am Bug fest, ganz Zentralpolen mit der Hauptstadt Warschau kam unter deutsche Militärverwaltung. Die baltischen Staaten einschließlich Litauens und das vorwiegend von Weißruthenen und Ukrainern bewohnte Ostpolen wurden in den sowjetischen Machtbereich eingegliedert.
Universal-Lexikon. 2012.